Sonntag, 8. Juli

 

Eigentlich zählt diese Region hier oben noch zu Nordnorwegen, da wir uns  immer noch oberhalb des Polarkreis bewegen. Doch es ist mehr weit bis dahin und in Mittelnorwegen wollen wir uns nicht so lange aufhalten, deswegen schreibe ich hier weiter. Bereits gestern als wir nach der Fährüberfahrt wieder festen Boden unter den Füßen hatten, konnten wir merklich wärmere Temperaturen feststellen. Wenn die Sonne herauskam hatten wir auf den Lofoten eine schöne und sehr angenehme Wärme. Hat sie sich nicht gezeigt, so hatten wir maximal 12 Grad. Hier scheint die Sonne heute Morgen zwar auch nicht, aber es hat trotzdem 18 Grad. Wir frühstücken und wollen heute ein weiteres Naturphänomen ansteuern. Wir fahren wieder zurück über Bodo und jetzt stellt sich uns die Frage, auf welcher Straße wollen wir weiterfahren. Auf der E6, die innenländisch verläuft, oder auf den Kystriksveien, der Küstenstraße FV17. Wir vertagen die Entscheidung erstmal, denn jetzt ist unser Ziel in Sicht.

 

Der Saltstraumen

 

Der Saltstraumen, der größte Gezeitenstrom der Erde, liegt ungefähr 32 Kilometer von Bodo entfernt. Fast 400 Mio Kubikliter Wasser zwängen sich im Laufe von 6 Stunden durch die 3 Kilometer lange und 150 Meter breite Meerenge zwischen dem Skjerstad- und dem Saltenfjord. So groß ist der Unterschied zwischen Ebbe und Flut. Der Strom erreicht eine Geschwindigkeit von bis zu 20 Knoten und die Strudel in diesem natürlichen Whirlpool haben einen Durchmesser von bis zu 10 Metern. Viermal am Tag, etwa alle 6 Stunden ändert der Strom gemäß dem Gesetz der Gezeiten folgend seine Richtung. Er liegt dann kurze Zeit still da, bevor die Wassermassen mit voller Kraft in die andere Reichtung strömen. Das Wasser führt auch Nahrung für große Fischschwärme mit sich und locken Meeresvögel und Angler an.  Besonders interessant und ist die Vollmondphase. Das Rauschen und die Strömungen sind sehr laut und kraftvoll und sogar Boote fahren durch. Sie nehmen im Strom eine rasante Geschwindigkeit auf. Die Hunde mussten auf ihre Abkühlung verzichten.

E6 oder die Kystriksveien FV17? Wir nehmen die Küstenstraße!!!

 

Wir entscheiden uns kurzer Hand nicht für die sicherlich besser ausgebaute und kilometersparende E6. Sie verläuft innerländisch. Da Hochsaison ist, versprechen wir uns von den Kystriksveien FV 17 etwas mehr Ruhe, ein interessanteres Panorama und natürlich mehr Abenteuer. Diese Route ist mit vielen Fährüberfahrten verbunden,da man kein durchgängiges Straßennetz hat und somit natürlich nicht ganz billig. Unser Plan geht auf, denn bereits nach wenigen gefahrenen Kilometern sehen wir deutlich weniger Fahrzeuge. Wir halten an einem schönen Picknickplatz an und grillen mit Meerblick. Wir verspeisen Maiskolben, Fischfrikadellen (mit 86! Prozent Fischanteil), gegrillte Zucchini und Brokkoli. Nach der schönen Pause wollen wir weiter zu unserem nächsten Naturschauspiel. Wir steuern einen Parkplatz an bei einer Bootsanlegestelle, parken rückwärts ein und haben besten Panoramablick auf den Svartisen Gletscher. Morgen wollen wir mit dem Boot übersetzen und bis zu seinem Ausläufer hochkraxeln. Mal schauen, wie weit wir kommen. 

 

 

Der Svartisengletscher (Svartis = Schwarzeis)

 

Er hat insgesamt 60 Gletscherarme. Der östliche reichte um 1900 bis in den Svartisgletschersee hinein. Im Laufe der nächsten 50 Jahre bildete sich der Gletscher erheblich zurück und erreicht nun auch nicht mehr den See. War die Gletscherfront 1910 nur 50 Meter vom See entfernt, haben wir morgen bereits 4 Kilometer nach oben zu gehen und das, obwohl jedes Jahr zwischen 10 und 15 Meter Schnee fallen. Wir sind gespannt auf morgen.

Montag, 09. Juni

 

Aufstieg zum Svartisen Gletscher

 

Wir entscheiden uns für das Boot um 11.15 Uhr und fahren kurz vorher mit dem Wohnmobil zum Parkplatz der Anlegestelle. Die Überfahrt dauert 15 Minuten und man hat vom Boot aus bereits einen tollen Blick auf den Gletscherarm. Leider haben wir nicht das beste Wetter. Oben hat es Nebelschwaden, so das wir den Gipfel nur erahnen können. Vom der Anlegestellen wandern wir einen breite Weg und erreichen nach 1 Kilometer ein Café.Es geht weitere 3,5 Kilometer auf einem breiten Weg um den See herum in den der Gletscher kalbt. Das frühere Ausmaß des Gletschers lässt die große Aussparung im Berg erahnen. Beeindruckend und zugleich erschreckend die Tatsache wie schnell der Gletscher schmilzt. Tatsächlich soll es Abgänge in den See geben, die dann eine bis zu 6 Meter hohe Flutwelle hervorrufen sollen. Wir nähern uns dem Aufstieg, denn jetzt kommen beschwerliche 1,5 Kilometer über die Steinplatten, kleinere Bächlein und steinige steile Abhänge. Manchmal müssen wir ein Stück zurück und andere Stellen für einen möglichen Aufstieg suchen. Es ist ein sehr beschwerlicher Aufstieg und nur mit gutem Schuhwerk zu empfehlen. Wenn man das ganze aus der Ferne betrachtet, sieht es nach flachen Felsplatten aus. Doch je mehr man sich dem Gletscher nähert, desto höher und unwegsamer erscheinen sie. Anfangs kann man sich noch an Ketten hochziehen, denn teilweise ist der Fels nass und teilweise rutschig. Die Hunde haben wir selbstverständlich nicht mitgenommen, wir sehen aber mehrere Hundehalter mit ihren Tieren dabei. Es ist ein Naturerlebnis der besonderen Art und er hat sich definitiv gelohnt. Der Abstieg geht nicht schneller als der Aufstieg. Oder vielleicht doch? Ich kann es nicht genau sagen, wir haben nicht auf die Uhr geschaut. Wir laufen zurück und gehen in das Café um Wasser zu trinken, denn unsere Flasche ist leer geworden. Anschließend spurten wir uns und erreichen das nächste Schiff und bald wieder unser Wohnmobil. Toll wars.

Jetzt haben wir Hunger, aber um zu unserem Picknickplatz zum kommen müssen wir zuerst noch mit der Fähre von Foroy nach Agskardet übersetzen. Die Überfahrt dauert etwas mehr als 15 Minuten und kurz nach der Anlegestelle finden wir den Picknickplatz. Es gibt im ganzen Land diese tollen Picknickstellen, wo es Sitzplätze und Grillstellen hat. Die meisten haben Toiletten, einige sogar beheizt und alles ist sehr gepflegt, sauber und sehr ordentlich. Hier ist es üblich, einfach da zu rasten wo man Hunger hat. Nicht nur wir machen das. Es wird gegrillt, gekocht oder einfach nur gevespert. Wir backen draußen auf dem Gaskocher Pfannkuchen und haben eine Picknickstelle direkt an einem schönen sauberen See. Anschließend fahren wir weiter und erreichen um 18 Uhr erneut unsere Fähre, die uns von Jetvig nach Kilboghamn bringt. Die Überfahrt dauert 1 Stunde und hier überqueren wir erneut den Polarkreis. Das bedeutet gleichzeitig, das die Sonne wieder untergeht. Uns wird's nichts bringen, denn sie geht auf unserer aktuellen Höhe um 0.30 Uhr unter und um 2.00 Uhr bereits wieder auf. Unseren Übernachtungsplatz finden wir bereits nach einer Fahrzeit von einer halben Stunde. Der Himmel hat ganz aufgerissen und wir finden einen Picknickplatz, den man fast als Mitternachtssonnenplatz bezeichnen könnte, wenn die Sonne nicht untergehen würde. Heute können wir noch richtig lange draußen sitzen und den Blick über den Fjord genießen. Wir haben uns schon mehrfach über unsere weiteren Reiseverlauf unterhalten. Der ursprüngliche Gedanke war eigentlich die ganzen namhaften Fjorde im Süden anzufahren. Doch die aktuellen Fotos aus den sozialen Netzwerken mit völlig verstopften Stellplätzen machen keine Lust drauf. Da wir bestimmt bald wieder nach Norwegen kommen werden, wollen wir uns diese für einen Extra Trip aufsparen und in der Nebensaison anfahren. Mal sehen wohin uns unsere Reise führen wird.

Dienstag, 10. Juli

 

Gestern Abend haben wir noch einen richtig schönen und sonnigen Abend draußen gesessen. Da es windstill und sehr sonnig war haben wir ihn noch lange genossen. Einmummeln mussten wir uns noch der fiesen Blutsauger wegen. Bevor wir ins Bett sind, hat Achim noch die herrliche Mitternachtssonne fotografiert.

Bevor wir weiterfahren machen wir einen gravierenden Fehler. Wir schauen auf die Uhr, weil wir um 11.45 am Fährableger Lesna sein wollen, um nach Levang überzusetzen. Nachdem Frühstück packen wir zusammen und werden erneut von den Hurtigruten besucht. Sie fährt majestätisch und in einer himmlischen Ruhe durch das ruhige Wassers unsres Fjords. Die Postschiffe sind immer wieder ein schöner Anblick. 

Fehler: richte dich NICHT nach den Abfahrtszeiten der Fähren!!!!

 

Die Küstriksveien FV17 gehört zu den schönsten Strecken an der norwegischen Küste. Wir sind so froh, das wir diese Route gewählt haben. Die reine Streckenentfernung von Bodo nach Steinkjer beträgt 650 Kilometer und bedeutet 6 Fährverbindungen zu nehmen und natürlich auf recht teuer zu bezahlen.  Bereits als wir losfahren haben wir immer wieder aaahs und ooohs auf unserer Strecke. Heute ist das Fahren unser Erlebnis. Es geht durch unzählige Tunnels, über viele, teils spektakulär gebaute Brücken und über hohe Berge. Es ist sehr gut zu fahren und relativ ruhig auf der Straße. Laut unserem Navi sind wir 11.36 Uhr am Fährableger und somit fahren wir auf Zeit. Leider bemerken wir dadurch zwei oder drei Aussichtspunkte zu spät, von denen man ein grandioses Bergpanorama hat. Durch das klare Wetter auch eine Weitsicht, doch wir rauschen jedes mal zu schnell dran vorbei. Wir haben wieder etwas gelernt und wir genießen die Landschaft nun einfach von der Wassersicht auf der Fähre. Die Überfahrt dauert nur zwanzig Minuten und wir setzen unsere Fahrt fort. Als wir Hunger bekommen steuern wir einen schönen Picknickplatz an um zu grillen. Anschließend steht auch schon bald die nächste Fährüberfahrt von Tjotta nach Forvik an. Sie dauert eine Stunde und auch hier setzen wir uns auf das Sonnendeck. 

Wir finden für heute reicht es. Die Tagesetappe von 174 Kilometern hört sich zwar nicht lange an, aber wir haben dafür fast einen halben Tag gebraucht. Im Konvoi rast der Konvoi vom Fähranleger zum nächsten Fährableger, der nur wenige Kilometer weiter südlich ist. Wir setzen bereits nach wenigen Kilometern den Blinker und biegen auf einen schönen Picknickplatz ab. Es stehen nur wenige Fahrzeuge da, vermutlich weil die Übernachtung 100 Kronen kostet. Wir stellen uns mit Blick auf den Fjord. Das Wetter ist herrlich und wir können den Abend draußen verbringen.

Mittwoch, 11. Juli

 

Wir werden wach von unseren juckenden Stichen, da wir gestern Abend nicht reingegangen sind, als die Gnitzen kommen. Gnitzen sind kleine fiese Blutsauger, die nicht stechen sondern beißen. Man sollte aufgrund der winzigen Größe der Viecher nicht annehmen, das es große Hautreaktionen gibt und das Kratzen tunlichst vermeiden. Irgendwie haben sie es geschafft, trotz langer Hosen unsere Fußfesseln zu  attackieren und die kleinen roten Böbbel jucken und jucken. Das nächste Mal sind wir schlauer. Heute Morgen ist wieder wunderbares Sommerwetter und wir beschließen weiterzufahren und eine Wanderung zu unternehmen. Es geht weiter und nach einer weiteren Fährüberfahrt erreichen wir Bronnosund und können von weitem bereits die besondere geologische Form des Torghattans erkennen. Bronnosund ist der erste größere und sehr lebhafte Ort, den wir seit langem durchfahren. Hier ist gerade ein Musikfestival mit einer riesigen Konzertbühne. Anschließend fahren wir noch fast zwanzig Kilometer auf sehr schmaler Straße zum Parkplatz des Torghattans, doch es ist kein Platz mehr für unser Dickschiff und so parken wir beim Campingplatz ein paar Meter weiter. 

 

Aufstieg zum Torghattan

 

Der Torghattan ist ein Berg mit einer besonderen geologischen Form. Fast genau in seiner Mitte hat er ein 35 Meter hohes und ein 160 Meter langes Loch. Noch können wir es nicht sehen, denn wir müssen erst hochklettern. Wir packen unseren Wanderrucksack und ziehen die Wanderschuhe an. Entstanden ist es vermutlich durch Ausspülungen der Meeresbrandung. Es gibt noch die Sage um das Loch im Berg. In Svolvaer lebte der ungehorsame Sohn eines Königs und auf der anderen Seite des Fjordes ein König der sieben Töchter hatte. Eine wilder als die andere und so schickte der König seine Töchter zu der Jungfrau Lekamoya. Eines Tages sah der Sohn die Jungfrau ein Bad nehmen und sich die Haare kämmen. Sofort verliebte er sich in sie und wollte zu ihr. Lekamoya und die sieben Schwestern flüchteten. Als sie immer mehr Vorsprung gewannen, schoß er einen Pfeil auf sie. Das sah der andere König und warf seinen Hut in die Bahn des Pfeils der durchschossen liegen blieb. Über die wilde Jagd vergaßen allen wie kurz die Sommernächte sind und als die Sonne wieder aufging, versteinerten sie alle wo sie gerade waren. Der Hut als Torghattan, die sieben Schwestern (Berge) bei Sandnessjoen (hier sind wir nicht vorbeigekommen) und Lekamoya auf der Insel Leka, wo sie Schutz gesucht hatte. Also dann mal los und wir machen uns auf den Weg nach oben. Der Weg beginnt gemächlich vom Parkplatz aus und wir kommen gut voran. Doch bald darauf wird es steiler und man klettert über Felsen und teilweise extra angelegte Trittstufen nach oben. Kurz überlege ich anzuhalten, doch Achim überwindet seine Höhenangst und sieht wieder Steinstufen. Also weiter geht es ohne nach unten zu schauen. Das letzte Stück ist anstrengend, doch die Norweger scheinen hier ihre Kinder zum wandern auszubilden und so werden wir von kleinen Kindern, die hüpfend über die Steine fast hochtraben, überholt. Vor uns ist eine junge lachende Mama, deren zweijähriges Kind an der Hand unter lautstarkem Protest selbständig hochzulaufen hat. So geht das also. Und dann kommen auch wir über den Berg hochgeklettert und stehen vor dem steinernen Loch im Berg. Gigantisch ist der Anblick. Weit dahinter sehen wir den blauen Himmel und die kleinen Schären auf dem Meer. Geschafft oder? Nein, ich will durch das Loch laufen. Jetzt ist Achim skeptisch. Es geht sehr steil runter und eigentlich möchte er gerne wieder zurück. 

Nun kann ich ihn motivieren weiterzugehen und es geht erstmal eine sehr steile Treppe herunter und dann wieder über Geröll und Steine bis zum Ende des steinernen Tunnels. Der Ausblick ist einmalig und wir sind erneut stolz, durchgehalten zu haben. Eigentlich könnten wir jetzt auf diesem Weg runtergehen, denn es ist ein Rundweg. Wir entschließen uns für den gleichen Weg zurück zum Parkplatz, da wir nachher mit den Hunden den Torghattan von hinten besichtigen wollen. Der Abstieg ist nicht einfacher als der Aufstieg und wir benötigen in etwa die gleiche Zeit dafür. Es ist richtig warm. Diese Temperaturen sind wir nicht mehr gewohnt und wir kommen richtig ins schwitzen dabei. 

Zurück am Campingplatz essen wir im Restaurant zu Mittag. Es gibt zweierlei Suppen und Brot. Die Fischsuppe ist etwas dünn, dafür hält die Gemüsesuppe was sie verspricht. Gestärkt machen wir uns auf zum nächten Marsch und gehen mit den Hunden das Loch im Berg von hinten anschauen. Von dieser Seite kann man es super erkennen und es wirkt richtig klein von unten. 

Wir fahren weiter und beschließen nicht die FV17 weiterzufahren, da die Straße jetzt mehr ins Landesinnere geht. Aufgrund des schönen Wetters wollen wir lieber an der Küste bleiben und schon gar nicht auf die Piste der E6. Doch das erweist sich leider als Reinfall, denn die Straße 771 ist gesperrt. Da es schon später Nachmittag ist und wir keine Lust mehr haben umzudrehen, fahren wir auf den neu angelegten Stellplatz direkt kurz vor der gesperrten Straße um zu übernachten. Doch zuerst lasse ich die Hunde baden. Anschließend wasche ich noch den mittlerweile recht großen Wäscheberg in den Waschmaschinen des Platzes. Kurz nach uns kommen Antje und Ralf mit ihrem Wohnwagen neben uns gefahren. Sie sind in unserem Alter und genau heute vor einem Jahr ist ihr Golden Retriever Pelle im stolzen Alter von 15 Jahren gestorben. Das ist ein Zeichen und wir verbringen einen lustigen gemeinsamen Abend miteinander bei uns im Wohnmobil. Denn die Gnitzen greifen auch heute an und außerdem können wir Achim überreden WM zu schauen. Doch da wir uns auf Anhieb so gut verstehen und soviel zu erzählen haben, bekommen wir fast nicht mit, das Kroatien England aus dem Halbfinale kickt. 

Donnerstag, 12. Juli

 

Wir verabschieden uns sehr herzlich von Antje und Ralf. Hoffentlich sehen wir einander mal wieder, aber die Welt ist ja bekanntlich klein. Für uns geht es jetzt erstmal ein Stück zurück auf die FV17 und dann auf die E6, da die Küstriksveien in Steinkjer zu Ende ist und wir folglich auf die E6 fahren. Was für ein Glück sind wir auf der FV17 gefahren. Hier brummt ein unglaublicher Reiseverkehr an uns vorbei und es ist erst ein Mal ein öder Streckenabschnitt ohne Panorama zu fahren. Später halten wir an einem Picknickplatz an um Lachs zu grillen. Eigentlich wollen wir heute gar nicht so weit fahren, doch wir finden kein wirkliches Ziel und landen nach gefahrenen 300 Kilometern in Trondheim auf dem Stellplatz. Hier finden wir nach einer kurzen Wartezeit einen Platz auf dem Stellplatz. Wir laufen mit den Hunden in ein alternatives Viertel neben dem Platz. Hier wohnt man nicht nur nebeneinander, sondern miteinander. Es gibt Hochbeete mit Gemüse, die von allen angebaut, gepflegt und geerntet werden. Es wird in Wagenburgen, neueren Holzhäusern und selbst zusammengezimmerten Hütten gewohnt. Ein zentrales Gebäude ist ein riesiger und offen gebauter Kindergarten, der mehr einem Kunstatelier gleicht, da er mit Kinderwerkbänken ausgestattet ist und einen großzügigen Außenspielplatz hat. Überall wird gezimmert, gehämmert und alles fügt sich miteinander ins Landschaftsbild. Leider kann ich im Netz nicht mehr an Informationen finden. 

Jetzt wollen wir nach Trondheim. Seit langem laden wir wieder einmal unsere Fahrräder ab und fahren ins Zentrum. Trondheim ist zwar die viertgrößte Stadt in Norwegen, doch für so ein großes Land wie Norwegen nicht riesig. Es hat eine tolle Altstadt und wir lassen uns von unseren Ohren in eine Bar leiten, in der gerade eine Jamsession stattfindet. Es wird getanzt, gefeiert und wir sind mittendrin. Morgen wollen wir nochmal los und etwas durch die junge Studentenstadt bummeln. 

Freitag, 13. Juli

 

Freitag der dreizehnte fängt für uns ungewohnt früh an. Unser Standplatz in Trondheim ist direkt an einer vielbefahrenen Straße und der ganze Berufsverkehr rauscht an unserer Haustüre vorbei. Da es sehr warm ist, stehen wir früh auf und fahren nach dem Frühstück in die Stadt. Trondheim ist für viele Reisende das Tor zum Norden, doch für uns ist es genau andersrum, weil wir bereits von dort kommen. Trondheim ist die zweitälteste und viertgrößte Stadt Norwegens. Aufgrund der Universität hat es sehr viele junge Leute und ist Urlaubsort junger Touristen. Es gibt viele Kneipen, Bars und Cafés. Die Stadt liegt auf einer Halbinsel, die vom Fluss Nidelva umflossen wird und im Norden an den Oslofjord grenzt. Die besonders geschützte Lage machte den Hafen schon immer attraktiv. Trondheim war blühender Handelsplatz und Königs- und Bischofssitz.

 

Trondheim- Der Nidarosdom

 

Der Nidarosdom ist das Nationalheiligtum Norwegens und  größter mittelalterlicher Bau Skandinaviens. Hier wurden Könige gekrönt und der norwegische Pilgerweg St. Olavsweg aus Oslo endet hier. Wir fahren zuerst den Dom an und siehe da, dort ist auch schon mächtig was los. Die Kirche ist riesig und wir bezahlen pro Person 100 Kronen Eintritt um sie zu besichtigen. Leider darf im inneren nicht fotographiert werden. Das ist sehr schade, denn der Dom hat ein wunderschönes Kirchenschiff, drei riesige Orgeln und viele bunte Mosaikfenster, doch wir halten uns natürlich an das Fotoverbot. 

Trondheim- Kristiansten Festning 

 

Als nächstes fahren wir zu diesem  Aussichtspunkt außerhalb des Stadtzentrums auf steiler Straße nach oben. Die Festung wurde nach einem Stadtbrand errichtet, um angriffe aus Richtung Osten abzuwehren. Der auffäligste Bestandteil ist ein vierstöckiger Turm mit Schießscharten. Noch heute nutzt die schwedische Armee die Kristiansten Festning teilweise für Übungen. Von hier haben wir einen tollen Blick über die Stadt. 

So ein bisschen schade finde ich es ja schon, das wir keine Angler sind. Irgendwie scheint das in Norwegen zusammen zu gehören. Urlaub in hier heißt gleichzeitig, sich seinen Fisch selbst zu angeln. Anders kann ich mir es nicht erklären, das man in keinem Lebensmittelgeschäft frischen Fisch zu kaufen bekommt. Es besteht scheinbar keine Nachfrage. Ich habe vorab recherchiert und in Trondheim endlich eine Fischtheke gefunden, wo wir einkaufen können. Wir finden das Fischgeschäft Ravnkloa, wo wir zuerst Fischsuppe und Muscheln essen und anschließend frischen Fisch und Krabben zum pulen an der Theke einkaufen. 

Für den Café wollen wir noch einmal in die schöne Altstadt fahren und uns dort an die Straße setzen. Lange können wir folglich nicht bleiben, denn der Fisch muss aufgrund der Temperaturen bald  in den Kühlschrank. Wir finden ein schönes Plätzchen, trinken einen Café  und so radeln bald darauf zurück. Während Achim die Räder auflädt, gehe ich mit den Hunden. Da wir  heute noch in Richtung Kristiansund fahren wollen, packen wir zusammen und fahren weiter. Freitag, der dreizehnte, wir stehen nach Trondheim an einer riesigen Baustelle bei schönstem Wetter erstmal im Stau. Anschließend rollen wir weiter und haben eine, zumindest für unsere bisherigen Verhältnisse, ungewohnt langweilige Fahrt. Doch hoppla, es ist ja Freitag der dreizehnte und wir fahren unwissentlich vom besten Wetter in den Regen. Okay, den angestrebten Badeplatz, der superschön gelegen ist, überfahren wir und nehmen statt dessen die Fähre.  Anschließend sind wir auch schon  im Landeanflug auf Kristiansund. Dort angekommen, beschließen wir zuerst eine ausgedehnte Waldrunde mit den Hunden zu laufen. Wir fahren in Richtung eines Campingplatzes um zu parken und um zu laufen. Danach fahren wir einen Parkplatz im Hafen an, um hier die Nacht zu verbringen. Doch hoppla, fast hätten wir es vergessen..... ja, Freitag der dreizehnte! Denn noch vor 23 Uhr kommt eine nette Dame vom Ordnungsamt vorbei und geht prüfenden Schrittes um unser Fahrzeug. Sie erklärt, das wir hier nur vier Stunden stehen dürfen und sie die Ventile unserer Räder kontrolliert. Stehen sie nach vier Stunden noch gleich, parken wir länger als die erlaubten vier Stunden, die als Höchstparkdauer auf dem Minischild vor dem Parkplatz angegeben sind. Häää? Außerdem gelten neue Brandschutzvorschriften, die einen Mindestabstand von drei Metern beim parken neben  Wohnmobilen vorschreiben. Okay, verständlich. Obwohl wir weit entfernt vom nächsten Fahrzeug stehen, wollen wir länger als vier Stunden schlafen und beschließen weiterzufahren. Wir finden einen Parkplatz der an einen Park angrenzt und dessen Schilder wir genauesten inspizieren. Da wir keinerlei Hinweise finden hier nicht nächtigen zu dürfen und bereits zwei Wohnmobile stehen, parken wir. Noch fünfzehn Minuten, dann ist Samstag ;-)